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So fühlt sich ein echtes Derby an!
WICHTIG: Text mit einem Augenzwinkern betrachten.
„Am Wochenende steigt das Derby gegen xxx, ein ganz wichtiges Spiel – da wird die Luft brennen!“ So oder so ähnlich bekomme ich zig Mal pro Jahr eine Info, wenn ein Nachbarschaftsduell ansteht.
Der Begriff Derby ist so langsam aber sicher etwas ausgelutscht, oder? Vor allem wird er zu oft für Partien benutzt, die dieses besondere Feeling und die besonderen Emotionen in einer besonderen
Atmosphäre nicht unbedingt versprühen. Manchmal denke ich, hinter dem Begriff Derby stecken eigentlich nur noch die Namen der Vereine, aber die Teams nicht wirklich. So schaute ich mir das Derby
zwischen dem Vastorfer SK und dem TuS Neetze an – hm, Derby-Feeling wollte da bei mir nicht wirklich aufkommen. Alles viel zu nett, zu freundschaftlich, alle Spieler umarmten sich – man kennt
sich halt. Vor allem standen da 22 Spieler auf dem Platz, Ausnahmen bestätigen die Regel, die gefühlt so viel Verbindung zu ihrem Klub haben wie ich zum FC Bayern München. Können sie nichts für,
denn wer von ihnen hatte schon die Chance, die komplette Jugend im Heimatverein zu kicken – und wer spielt schon mehr als 3 Jahre für diesen/seinen Klub? Draußen standen ein paar Veteranen, die
schwärmten vom Sommer 1975 – ja, das waren noch echte Derbys! Vor dem Spiel wurde sich keines Blickes gewürdigt, auf beiden Seiten standen 90 Prozent Ureinwohner auf dem Platz, es wurde
gegrätscht, gemeckert, unter der Gürtellinie gespielt, die Zuschauer bekämpften sich verbal – und in der Halbzeit und nach dem Spiel konnte die Lage leicht mal eskalieren. Und man wartete
förmlich auf ein rüdes Foul, damit sich ein fettes Rudel bilden konnte. Fast kein Spiel ging ohne Platzverweis oder mindestens einem Foulopfer aus – ja, das waren noch echte Duelle! Tja, das
Derby 2021 glich da eher einer Butterfahrt mit Kaffee & Kuchen – oder die Kuschelrock-LP von 1985…
Auch ich wurde mit diesem Derby-Feeling groß. Spielten wir mit dem TSV Mechtersen/Vögelsen gegen Radbruch, Bardowick oder Reppenstedt, dann wurde uns schon in der Jugend eingetrichtert: Ihr könnt
jedes Spiel verlieren, dieses aber nicht, Gnade euch Gott! Und so ging es dann rund – voller Emotionen und das Herzblut tropfte nur so auf den Platz – und wie sehr schmeckte ein Sieg gegen den
verhassten Gegner! Warum wir die anderen Jungs nicht mögen sollten – keine Ahnung. Im Herrenbereich glichen die Partien eher Kriegszügen, auf und neben dem Platz ging es hoch her. Okay,
eigentlich begann das Match schon Donnerstag nach dem Training, denn dann war Treff in der Bardowicker Disse „Kohrs“. Da, wo jetzt die Eventfabrik an der Ilmenau steht, versammelten sich am
Donnerstag die Kicker aus den Dörfern und die ersten verbalen Scharmützel wurden gefeiert. Die ersten Wetten wurden abgeschlossen, auf der Tanzfläche ging es zur Sache – und komischer Weise
hatten die Bardowicker am Tresen andere Preise als die anderen… Herrliche Zeiten, denn natürlich gab es nie wirklichen Stress, man mochte sich mitunter sogar – okay, es gab Typen, denen hätte man
am liebsten schon am Tresen eine Grätsche verpasst!
Und dann war er da, der Derbytag. Unser Trainer kramte dann sein ganzes Wissen der Psychologie heraus, mit allerhöchstem Fingerspitzengefühl motivierte er uns. Langes Gerede – Fehlanzeige, es gab
nur eine klare Parole: „Männer, wenn ihr heute verliert, dann würde ich an eurer Stelle 2 Wochen nicht zum Training kommen!“ Und dann zogen wir mit allem Herzblut dieser Welt, Vereinsliebe,
Emotionen und Hassliebe gegenüber dem anderen Team in die Schlacht. Ja, das waren noch echte Derbys, denn auf beiden Seiten standen Typen, die die komplette Jugend für ihren Verein gespielt, dazu
mindestens schon 200 Herrenspiele für ihren Klub in den Knochen hatten. Und natürlich haben wir nie ein Derby verloren! Aber da verblasst wahrscheinlich gerade ein wenig die Erinnerung…