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„Schiri, mal auf Ballhöhe sein!“
Sonntag war mal wieder einer dieser Tage, an dem mein Hut viel zu klein war, um einem Menschen Respekt zu zollen! Ich machte bei der Partie Vastorf II – Göhrde Fotos, 5 Minuten vor dem Anpfiff kam Schiedsrichter Manfred Wolf auf mich zu. Einer dieser älteren Herren, die Sonntag für Sonntag auf dem Platz stehen und alles geben, damit der Ball laufen kann. Nein, Manfred Wolf ist einer der Typen, die Samstag und Sonntag pfeifen, gerne auch mal 2-3 Spiele hintereinander. Eigentlich wollte er an diesem Sonntag mal frei haben, aber wie (fast) immer, klingelte zwischen 12:00 Uhr und 12:30 Uhr sein Handy – mal wieder fehlte ein Mann mit der Pfeife… „Ich war mit dem Rad unterwegs, wollte den Nachmittag in der Natur genießen, musste mich ganz schön beeilen, um noch rechtzeitig hier zu sein. Zum Glück bin ich heute mit dem Auto unterwegs, sonst hätte ich es nicht geschafft!“
Ich schaue ihn an, es stellt sich mir eine Frage: Warum tut sich dieser Mann in seinem gesegneten Alter das noch an? Bevor ich fragen konnte, gab er von sich aus die Antwort: „Man hilft ja gerne, sonst hätte das Spiel ausfallen müssen!“ Mir fällt nur ein Wort zu diesem ehrenwerten Menschen ein: Auslaufmodell! Und dieser Begriff ist bitte als Zeichen des Respekts gemeint!
Zehn Minuten später hätte ich dem einen oder anderen Spieler gerne einen kleinen Hinweis gegeben. Zu oft hörte ich Sätze wie „Schiri, das war Ball gespielt!“, „Schiri, das war kein Abseits!“, „Schiri, pfeif doch mal!“ - und als Krönung: „Schiri, mal auf Ballhöhe sein!“ - und das von einem Spieler, der nach 10 Minuten schnaufte wie ein Maikäfer… Und wenn man überlegt, wie viele leichte Fehler so mancher Spieler in der Kreisklasse in 90 Minuten macht, dann hätte „Manni“ wohl 100 Fehlentscheidungen pro Partie frei! Bewundernswert: „Manni“ ließ sich nicht beirren, blieb ganz locker und war die Ruhe in Person – und ja, gefühlt lief er mehr als mancher Spieler – okay, waren ja auch nur knapp 50 Jahre Altersunterschied… Aber natürlich gab es auch eine Menge Spieler, die ihn mit Respekt behandelten – so muss es sein! Und die Worte der anderen war nicht einmal wirklich böse gemeint, sie fielen oft aus dem Eifer des Gefechts heraus – aber vielleicht sind es genau die und deutlich schlimmere Sätze, die manchem die Lust am Pfeifen verdirbt?
Und was sagt es uns, dass Menschen wie Manfred Wolf noch pfeifen müssen? Ehrlich gesagt mache ich mir ein wenig Sorgen um unseren Fußball. Denn schon jetzt fehlen jeden Spieltag zig Schiedsrichter – wer soll diese Lücken schließen, wenn die alte Garde abtritt? Solche Typen wie Manfred Wolf wird es danach kaum noch geben, oder?