Anzeige
Ralf Sievers feierte seinen 60. Geburtstag: Wie aus „Hass“ Bewunderung wurde
Er ist mit seinem Bruder Jörg das Aushängeschild des Lüneburger Fußballs: Ralf Sievers! Seine sportlichen Erfolge lassen sich sehen: Bundesliga mit Eintracht Frankfurt und St. Pauli, Spieler und Trainer des Lüneburger SK und zur Krönung die Olympia-Teilnahme 1988 (3. Platz) – und jetzt feierte „Colt“ am 30. Oktober auch noch seinen 60. Geburtstag. Da kann man nur gratulieren!
Ich könnte jetzt von all den glorreichen Spielen erzählen, die er absolviert hat, aber ich möchte die wenigen Erlebnisse schildern, die ich mit ihm persönlich verbinde – und alles begann mit „Hass“! Ich hasste es, wenn er gegen Borussia Mönchengladbach spielte und meinen Lieblingsstürmer Frank Mill im Griff hatte. Aber ich liebte seine Spielweise, wenn es nicht gegen meine Borussia ging: Dauerrenner, Zweikampfstark, harter Schuss und sich für nichts zu schade. Ich hatte sogar die Ehre, gegen ihn antreten zu dürfen, als er beim LSK spielte: Testspiel mit dem VfL Lüneburg, Sievers lief allen davon, immer wieder setzte er sich auf der linken Seite durch, flankte mit links Millimetergenau auf den Kopf von Marinus Bester, der dann einköpfte. Egal, wie eng man in der Mitte an Bester stand, der Ball kam wie an einer Schnur gezogen auf seinen Kopf – wenn es nicht so elendig gewesen wäre, man hätte klatschen mögen…
Mit etwas Scheu begegnete ich ihm, als ich luenesport.de ins Leben gerufen hatte – da war eine Menge Respekt vorhanden, denn ich wollte bei den Interviews oder Nachberichten bloß keine blöden Fragen stellen. Und ich dachte immer, egal was ich frage, aus ihm werden die allerletzten Weisheiten des Fußballs auf mich einströmen – aber irgendwie waren die Antworten ganz normal, genau wie er. Schnell merkte ich, dass Ralf Sievers alles andere als Stargehabe in sich trug – er zeigte sich als ganz liebenswerter Mensch mit einer Engelsgeduld. Wenn man ihn auf seine Karriere ansprach, dann kam immer die gleiche Antwort: „Ach, das ist doch schon so lange her.“
Mit der Ü50 durfte ich öfter gegen ihn spielen – es war immer noch ein Genuss ihn spielen zu sehen. Klar, auch an ihm geht der Zahn der Zeit nicht vorüber, aber wenn er den Ball am Fuß hatte, dann hatte alles Hand und Fuß, seine Bälle kamen an, Fehlpässe waren eine Seltenheit, dazu natürlich beidfüßig am Start. Foulspiel = nicht vorhanden. Und er präsentierte sich immer, ich meine wirklich immer, als absolut fairer Sportsmann. Ihm gönnte ich es, wenn er ein Solo ansetzte und traf – aus Respekt vor seiner sportlichen Größe!
Einen Titel würde ich ihm noch einmal gönnen: Deutscher Meister mit der Ü50 der SG Heidetal/Ilmenau. Und natürlich für die nächsten 60 Jahre alles Liebe und Gute, vor allem Gesundheit!
Mein persönlicher Wunsch an ihn: Irgendwann wird er mir hoffentlich erzählen, dass Frank Mill ihn in Wirklichkeit doch einmal getunnelt und einen Treffer erzielt hat!
Ach ja, seinen Bruder Jörg „hasste“ ich übrigens noch mehr, denn er gewann 1992 mit Hannover 96 gegen meine Borussia den DFB Pokal – aber das ist eine andere Geschichte...