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Auch wenn das Herz schmerzt – kümmert euch um euer Ehrenamtsidol!
Dieser Text ist für alle Menschen, die immer alles für ihren Verein gegeben haben, die Tausende ehrenamtliche Stunden damit verbracht haben, damit andere Spaß hatten, die zuhörten, trösteten, Werte und Normen vermittelten und einem den Virus einpflanzten, damit man seinen Verein nie vergisst – und die irgendwann (leise) gehen, aber nie vergessen werden.
Mein Lieblingsmensch in diesem Fall heißt Horst Bobeth, der Mann, der Jahrzehnte alles für den TSV Mechtersen/Vögelsen gab. Ohne ihn hätte es gefühlt mindestens 1.000 TSVer nicht gegeben – und mich auch nicht. Er war der Mann, der 3-Mal bei uns auf der Matte stand, damit ich zum Fußball durfte, der mir die ersten Bolzer besorgte, der mit mir zur sportärztlichen Untersuchung fuhr, der dafür sorgte, dass ich bis zur A-Jugend keinen Beitrag bezahlen musste und der mindestens 150.000 km mit seinem Passat für uns gefahren ist.
Wie viele Kinderschuhe hat dieser Mann wohl in seinen gefühlten 100 Jahren als Jugendtrainer zugeschnürt? Wie viel Geld hat er für die Jungs ausgegeben, wie viele Stunden Ehrenamt geleistet, wie viele Elterngespräche hat er geführt, wie oft war er traurig, enttäuscht und wütend, aber auch glücklich und zufrieden, wie oft hing der Haussegen schief – und das alles, ohne je Geld dafür zu verlangen! Und wie verdammt groß ist mein Respekt vor diesem Menschen, ja, in diesem Fall würde ich sogar das Worte Liebe in den Mund nehmen!
Ihn einfach Horst zu nennen, das wäre von uns niemanden eingefallen, dazu war der Respekt viel zu groß. Wie sich das änderte? Ich erinnere mich noch gut, es ist über 20 Jahre her. Ich traf mein Ehrenamtsidol, wie immer begrüßten wir uns herzlich.
Ich: „Herr Bobeth, wie geht es Ihnen?“
Er: „Volker, sag doch einfach Horst zu mir, wir kennen uns doch schon so lange.“
So einfach Horst sagen, eigentlich undenkbar! Ich bekam Gänsehaut auf dem Rücken, nach 5 Minuten verabschiedete ich mich: „Herr Bobeth, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!“
Es dauerte bestimmt noch 1 Jahr, dann wagte ich nach seiner 10.ten Ermahnung, ihn beim Vornamen zu nennen – aber nur ganz leise und vorsichtig. Und dabei war ich selbst schon über 30 Jahre alt.
Hin und wieder besuche ich ihn, eigentlich viel zu selten, meisten gehe ich mit Tränen in den Augen nach Hause, denn ich sehe, wie der einst starke Mann immer leiser und kleiner wird. Vor wenigen Wochen wollte ich ihn besuchen, aber niemand öffnete die Tür. Auch am nächsten Tag war niemand da, mein Herz wurde schwer. Von einem alten Weggefährten habe ich erfahren, dass es ihm nicht gut geht, er sei gestürzt, auch mental geschwächt und würde in einem Heim sein – hoffentlich nicht für immer. Mein Herz schnürte sich zu, ich erreichte seinen Sohn, der mir die Nummer vom Heim gab – bis heute habe ich nicht angerufen… Ich fühle mich schlecht und schwach, denn ich weiß, es ist das mindeste, dass ich zu ihm fahre, auch wenn der Besuch wahrscheinlich sehr schmerzen wird. Und wahrscheinlich muss ich mich beeilen, es kann viel zu schnell zu spät sein.
Es ist 9:47 Uhr: Ich habe im Heim angerufen, der erste Schritt ist gemacht. Jetzt noch ein wenig Mut sammeln, dann werde ich ihn besuchen fahren – denn es ist eine Ehre, dass ich das tun darf!
Was bleibt noch zu sagen? Kümmert euch um die Menschen, die immer alles für euch gegeben haben! Denn sie haben sich immer um euch gekümmert, als ihr Hilfe brauchtet!